Briefkasten
Josef Hoffmann (1870–1956) hat nicht nur als Architekt und Gründer der Wiener Secession die Entwicklung der Moderne entscheidend mitbestimmt, sondern auch durch seine Entwürfe für die Wiener Werkstätte. Er gründete diese gemeinsam mit Koloman Moser und Fritz Wärndorfer 1903 mit dem Ziel, ein den Bedürfnissen und den technologischen Möglichkeiten der Zeit angepasstes Kunsthandwerk zu schaffen und dieses zugleich in die Kunst einzugliedern. Als Gegenreaktion zum Stil des Historismus verfolgte Hoffmann insbesondere in den ersten Jahren der Wiener Werkstätte eine reduzierte Formensprache. Charakteristisch für diese Zeit sind seine streng geometrischen, oftmals kubischen Entwürfe, die sich beispielhaft auch an seiner Gestaltung des Sanatoriums in Purkersdorf (1904–1906) ablesen lassen. Auch der sich im Besitz der Neuen Sammlung befindende Briefkasten ist in dieser Zeit entstanden. Seine Gitterstruktur findet in zahlreichen Objekten der Jahre um 1905, etwa Vasen oder Besteck, sein Pendant. Aufgrund ihrer strengen Reduktion auf eine geometrische Formensprache besitzen diese Entwürfe nicht nur einen visuellen Reiz, sie fungieren auch als Vorbild für die abstrakte Kunst des frühen 20. Jahrhunderts sowie für avantgardistische Bewegungen wie De Stijl und den russischen Konstruktivismus. Hoffmanns Entwürfe markieren somit den Beginn eines neuen und für das 20. Jahrhundert wegweisenden künstlerischen Denkens. Für Die Neue Sammlung erfüllt der Briefkasten darüber hinaus noch eine andere Funktion: Er wurde bereits kurz nach seiner Entstehung vom Münchner Bund angekauft und bildet gemeinsam mit einigen anderen Objekten den Kern der Sammlung des Designmuseums in der Pinakothek der Moderne.