Radio Nurse

Ausgestellt in München
DesignNoguchi, Isamu GND ULAN
Datierung Entwurf 1937
HerstellungZenith Radio Corporation
DesignNoguchi, Isamu GND ULAN
Datierung Entwurf 1937
HerstellungZenith Radio Corporation

Was hat es mit diesem seltsam anmutenden Objekt auf sich? Es besteht aus zwei Elementen, einem wie ein umgedrehtes Ei aussehenden Vorderstück und einem helmartigen hinteren Teil. Dieses Zusammenspiel wirkt mit den auf der Vorderseite eingearbeiteten Schlitzen wie ein Puppenkopf. Dazu kommt die Verwendung eines besonderen Materials. Der Kunststoff Phenoplast gibt dem Gerät einen metallischen Glanz und lässt es edel und kühl zugleich wirken. Welche Funktion hat dieses Gerät? Es handelt sich hierbei um einen Vorläufer des in den 1970er Jahren aufkommenden Babyphons. Der japanisch-amerikanische Designer Isamu Noguchi entwickelte das Gerät im Jahr 1937. Richtig platziert, war es Eltern möglich, ihr Kind akustisch zu überwachen. Zu diesem Kurzwellengerät gehörte ein weißer, etwas kleinerer Empfänger, welcher leider nicht ausgestellt ist. Noguchi gab diesem Empfänger den Namen „Guardian Ear“. Während die „Radionurse“ – die „Radio-Krankenschwester“ die Laute des Babys aufnahm, spielte das „Guardian Ear“ – „das Ohr des Wächters“ die Töne ab. Besonders auffallend an dem Objekt „Radionurse“ ist die kopfartige Form, die dem Gebrauchsgegenstand ein menschliches Aussehen gibt. Tatsächlich ist das dazugehörende „Guardian Ear“ eher einfach gestaltet und weist keinerlei menschliche Züge auf. Die menschliche Form ist lediglich in dem Teil des Geräts, der für die Überwachung sorgt, aufgenommen. Eine seltsame Vorstellung, sein Kind von einem puppenartigen Kopf überwachen zu lassen. Dazu passen auch die Schlitze in der Front des Objekts. Sie erinnern an das Aussehen traditioneller japanischer Kendo-Masken. Um die Schwertkampfform Kendo zu erlernen, wird bis heute bei Übungskämpfen Schutzkleidung getragen. Die Kendo-Maske ist Teil dieser Schutzkleidung. Noguchi spielt mit der Ähnlichkeit zu Kendo-Masken auf die besondere Abschreckungs- und Schutzfunktion des Gerätes an. Die Schutzfunktion wird zusätzlich durch die angedeutete Haube beim hinteren Teil des Objekts ausgedrückt, das mit der damaligen Arbeitskleidung von Krankenpfleger:innen assoziiert werden kann. Die Entwicklung des Geräts passierte vor dem Hintergrund der Entführung des 20 Monate alten Sohns des amerikanischen Nationalhelden Charles Lindbergh, die von 1932 bis 35 die Welt in Atem hielt. Basierend auf dieser tragischen Geschichte setzte Noguchi die Schutzfunktion des Gerätes in den Fokus. Welche Wirkung dieses doch sehr kühl und unnahbar anmutende Objekt auf Babys hatte, bleibt wohl leider ein Geheimnis.

Details

DesignNoguchi, Isamu GND ULAN
Datierung Entwurf 1937
HerstellungZenith Radio Corporation
Herstellungs­ortChicago, IL, USA, Nordamerika, Amerika
MaßeBreite: 17 cm, Höhe: 21 cm, Tiefe: 16 cm
Material / TechnikPhenoplast (Bakelit), schwarzbraun
FarbeSchwarz, Braun
GattungRadio, Phono, Video
Inventar­nummer152/93

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