Die hochrechteckige Keksdose ist vollständig mit einem Blumenrankenmuster in Weiß auf schwarzem Grund bedruckt. Zum Transport hat sie an der Oberseite einen weißen Henkel. Die Textilkünstlerin Ella Margold entwarf diese Dose 1915 für die Keksfabrik von Hermann Bahlsen. Er hatte 1889 die Firma übernommen und verwandelte sie in eine der führenden deutschen Fabriken für süßes Gebäck. Schon zuvor hatte es neben den üblichen Pappverpackungen auch Blechdosen für Kekse gegeben, die auf dem gedeckten Kaffeetisch als Zierde dienen konnten. Hermann Bahlsen entwickelte für diese Dosen jedoch eine einzigartige Werbestrategie, die nämlich den Firmennamen auf die Unterseite der Dose verbannte und alle anderen Seiten gänzlich dem Dekor widmete. Ab 1912 beauftragte er Ella und ihren Mann Emanuel Josef Margold damit, qualitativ hochwertige und einfallsreiche Verpackungen zu entwerfen, die nicht durch den Firmennamen sondern durch einen Wiedererkennungswert in der Gestaltung sofort als Produkt der Bahlsen-Fabrik erkennbar waren. Die Ergebnisse zählen heute zu den herausragenden künstlerisch gestalteten Verpackungen des frühen 20. Jahrhunderts und nehmen etwas vorweg, das später unter dem Namen »Corporate Design« eine weit verbreitete Markenstrategie wurde: nämlich die Erkennbarkeit einer Firma nicht ausschließlich über ihr Firmenlogo zu vermitteln, sondern über das gesamte Erscheinungsbild ihrer Produkte. Die flächig angeordneten blumigen Elemente dieser Dose lassen den Einfluss der Produktionsgemeinschaft der Wiener Werkstätte erkennen, für die das Ehepaar Margold vor ihrem Umzug nach Darmstadt 1911 tätig gewesen war.